Dina Kühn

   Portrait

Fürstenfeldbruck: Zwei Dinge sind für Dina Kühn wichtig, Geschichten und Bücher. Und obwohl sie das Gefühl hat in Büchern zu “ertrinken“, kann sie dem Wunsch nicht widerstehen diese besitzen zu wollen. Ebenso voll wie ihr Bücherschrank ist ihr Kopf mit Ideen. Die weitverbreitete Angst der schreibenden Zunft vor der leeren, weißen Seite ist ihr fremd. „Ich fülle jedes Blatt“, sagt sie während sie lebhaft mit den Händen gestikuliert. Mit acht Jahren schrieb die Fürstenfeldbruckerin ihre erste, komplette Geschichte, die Erlebnisse eines verloren gegangenen Geldstückes, mittlerweile hat sie ein Buch geschrieben.

„Das verhängnisvolle Medaillon“ ist ein modernes Märchen für Groß und Klein, „die Geschichte vom kleinen ICH“, erläutert die Autorin. Dass das Buch nach dem Erscheinen zunächst in einer Art Dornröschenschlaf dahindämmerte, praktisch eingefroren war, hing mit Querelen zusammen, die nach einer Auseinandersetzung mit dem Verlag, erst vor drei Jahren endeten. Schließlich übernahm die gelernte Kartographin den Verlag ihres Vaters und nahm das Buch 2005 in ihr Programm auf. Der Wechsel zahlte sich aus, was auch an ihrem persönlichen Einsatz lag. „Ich habe viele Buchhandlungen selbst besucht und beliefert. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich soviel Bücher verkauft, das die Auslieferung von einem Großhandel übernommen wurde“, erzählt die Autorin und Verlegerin.

In erster Linie will Dina Kühn mit der Geschichte vom verlorenen Medaillon gut unterhalten, freilich nicht ohne auf einen tieferen Sinn zu verzichten. Die wahren Helden sind für sie jene, die glücklich sind, obwohl nicht alles rund läuft. Themen wie Werte und Gewissen sind ihr wichtig, „allerdings nicht auf Teufel komm raus“, betont sie. Sie hinterfrage zwar lieber als über Missstände zu schimpfen, aber als „fröhlicher Typ“ ist sie überzeugt: „Wer zuviel philosophiert dreht sich irgendwann im Kreis“.

Das tut sie lieber bei ihrem Hobby, dem Tanzen. Ein wunderbarer Ausgleich zum ewigen Sitzen, um das sie als freischaffendende Kartografin und Verlegerin nicht herumkommt. Der „Tango Argentino“ hat es ihr angetan. Ein weicher, fließender Tanz sei das, ohne Bindung an einen festen Takt. Sie gerät ins Schwärmen, „ich kann mich hineinfallen lassen, ganz ruhig, trotzdem ist da viel Power drin“, ihre dunklen Augen funkeln vor Begeisterung. Die Musik interessiert sie nur am Rande, obwohl ihre Mutter in den 50er Jahren als gefeierte Opernsängerin durch ganz Europa tourte. „Ich müsste mich eigentlich schämen“, entfährt es ihr spontan.

Am Ende soll sie, um den Kreis zum Märchenbuch wieder zu schließen, drei Wünsche äußern. Zwei davon sind recht handfest, „viele Leser, die mir schreiben, so alt werden und fit sein wie meine 92-jährige Oma“. Doch dann gerät sie wieder ins Träumen: „Ein Mal mit Delphinen schwimmen und die Leichtigkeit des Meeres spüren“.

Einem weiteren Wunsch vieler Leser nach einer Fortsetzung begegnet Dina Kühn im Moment noch mit einer gewissen Distanz. Dennoch will sie diese nicht grundsätzlich ausschließen. Denn das „kleine ICH“, der Protagonist des ersten Buches, mit seinen vielen, kleinen Schwächen böte noch jede Menge Material für weitere Geschichten.

Edith Schmied, 11. Juni 2008

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